Anhang A 5.2 Informationssicherheitsrollen und -verantwortlichkeiten
(nach ISO/IEC 27001:2022 und ISO/IEC 27002:2022)
Ein wirksames Informationssicherheitsmanagement erfordert klar definierte Rollen, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten. Informationssicherheit ist eine organisationsweite Aufgabe und kann nur dann effektiv umgesetzt werden, wenn Aufgaben eindeutig zugewiesen, Entscheidungsbefugnisse festgelegt und Verantwortlichkeiten transparent kommuniziert sind. Dieses Control stellt sicher, dass Informationssicherheitsaufgaben strukturiert organisiert, nachvollziehbar gesteuert und dauerhaft wahrgenommen werden.
Zweck des Controls
A 5.2 soll gewährleisten, dass alle informationssicherheitsrelevanten Rollen innerhalb der Organisation klar definiert, dokumentiert und zugewiesen sind. Zuständigkeiten, Befugnisse und Rechenschaftspflichten müssen eindeutig geregelt sein, um eine wirksame Umsetzung, Überwachung und kontinuierliche Verbesserung des ISMS sicherzustellen. Dadurch werden organisatorische Schwachstellen, Verantwortlichkeitslücken und ineffiziente Abläufe vermieden.
Anforderungen und Maßnahmen
1. Festlegung von Informationssicherheitsrollen
Organisationen müssen alle relevanten Rollen im Kontext der Informationssicherheit identifizieren und definieren. Dazu zählen unter anderem:
Rollen zur Steuerung und Koordination des ISMS (z. B. ISB / ISMS-Manager)
Rollen mit Verantwortung für Informationssicherheitsrisiken
Rollen im Bereich IT, Betrieb, Entwicklung und Infrastruktur
Rollen in Fachbereichen mit Zugriff auf schützenswerte Informationen
Rollen für Incident Management, Notfallmanagement und Business Continuity
Rollen im Zusammenhang mit Datenschutz, Compliance und Recht
Rollen externer Dienstleister mit sicherheitsrelevanten Aufgaben
Die Rollen müssen eindeutig beschrieben und organisatorisch verankert sein.
2. Zuweisung von Verantwortlichkeiten und Befugnissen
Für jede definierte Rolle müssen die zugehörigen Verantwortlichkeiten und Befugnisse festgelegt werden, insbesondere:
Verantwortung für Planung, Umsetzung und Überwachung von Sicherheitsmaßnahmen
Entscheidungsbefugnisse im Rahmen der Informationssicherheit
Zuständigkeiten für Risikoidentifikation, -bewertung und -behandlung
Eskalationsrechte bei Sicherheitsvorfällen oder Regelverstößen
Berichtspflichten gegenüber Management oder Gremien
Dies stellt sicher, dass Aufgaben nicht unklar verteilt oder unbeabsichtigt vernachlässigt werden.
3. Trennung von Aufgaben und Vermeidung von Interessenkonflikten
Organisationen müssen sicherstellen, dass sicherheitskritische Aufgaben angemessen getrennt sind:
Trennung von operativen Tätigkeiten und überwachenden Funktionen
Vermeidung von Interessenkonflikten bei sicherheitsrelevanten Entscheidungen
Einrichtung zusätzlicher Kontrollen bei personellen oder organisatorischen Einschränkungen
Dokumentierte Kompensationsmaßnahmen bei fehlender vollständiger Funktionstrennung
Diese Maßnahmen erhöhen die Objektivität und Wirksamkeit der Sicherheitskontrollen.
4. Dokumentation der Rollen und Verantwortlichkeiten
Alle Rollen und Zuständigkeiten müssen nachvollziehbar dokumentiert werden, z. B. in:
Rollen- und Aufgabenbeschreibungen
Organisations- oder Rollenmodellen
RACI-Matrizen oder Zuständigkeitsübersichten
ISMS-Dokumentation oder Sicherheitskonzepten
Die Dokumentation muss aktuell gehalten und für relevante Personen zugänglich sein.
5. Kommunikation und Bekanntmachung der Rollen
Die Organisation muss sicherstellen, dass Mitarbeitende ihre Rolle im Kontext der Informationssicherheit kennen:
Kommunikation der Rollen im Rahmen von Onboarding-Prozessen
Regelmäßige Information über Zuständigkeiten und Ansprechpartner
Integration der Rollen in Schulungen und Awareness-Maßnahmen
Transparente Darstellung von Eskalations- und Meldewegen
Dies unterstützt die praktische Umsetzung der Informationssicherheitsanforderungen im Arbeitsalltag.
6. Sicherstellung von Kompetenz und Ressourcen
Rolleninhaber müssen in der Lage sein, ihre Aufgaben wirksam zu erfüllen:
Bereitstellung ausreichender zeitlicher und organisatorischer Ressourcen
Sicherstellung geeigneter fachlicher Qualifikation und Schulungen
Zugriff auf relevante Informationen, Systeme und Werkzeuge
Unterstützung durch das Management bei der Wahrnehmung der Aufgaben
Ohne ausreichende Ressourcen bleibt die Rollendefinition wirkungslos.
7. Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Rollen
Rollen und Verantwortlichkeiten müssen regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden:
Überprüfung im Rahmen interner Audits oder Management Reviews
Anpassung bei organisatorischen Änderungen, Personalwechseln oder neuen Risiken
Bewertung der Wirksamkeit der Rollenverteilung
Dokumentation von Änderungen und Aktualisierungen
Dies stellt sicher, dass die Organisationsstruktur stets den aktuellen Anforderungen entspricht.
8. Einbindung externer Parteien
Sofern externe Dienstleister oder Partner informationssicherheitsrelevante Aufgaben übernehmen, müssen auch deren Rollen klar geregelt sein:
Definition der Verantwortlichkeiten in Verträgen und Vereinbarungen
Abgrenzung zwischen internen und externen Zuständigkeiten
Überwachung der Leistung und Einhaltung sicherheitsrelevanter Vorgaben
Sicherstellung der Integration externer Rollen in das ISMS
Die Gesamtverantwortung verbleibt dabei stets bei der Organisation.
Zusammenfassung
A 5.2 verlangt, dass Informationssicherheitsrollen und -verantwortlichkeiten klar definiert, dokumentiert, zugewiesen und kommuniziert werden. Durch eindeutige Zuständigkeiten, angemessene Befugnisse, ausreichende Ressourcen und regelmäßige Überprüfung wird sichergestellt, dass Informationssicherheit organisatorisch wirksam umgesetzt werden kann. Das Control bildet eine zentrale Grundlage für Governance, Transparenz und Effektivität des gesamten Informationssicherheitsmanagementsystems.
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