Anhang A 5.8 Informationssicherheit im Projektmanagement
(nach ISO/IEC 27001:2022 und ISO/IEC 27002:2022)
Projekte führen häufig neue Prozesse, Systeme, Technologien oder organisatorische Veränderungen ein und können dadurch erhebliche Auswirkungen auf die Informationssicherheit haben. Werden Sicherheitsaspekte im Projektmanagement nicht frühzeitig berücksichtigt, entstehen Risiken, die sich später nur mit hohem Aufwand oder gar nicht mehr beheben lassen. Dieses Control stellt sicher, dass Informationssicherheit systematisch in das Projektmanagement integriert wird und während des gesamten Projektlebenszyklus berücksichtigt ist.
Zweck des Controls
A 5.8 soll gewährleisten, dass Informationssicherheitsanforderungen in allen Projekten angemessen berücksichtigt werden. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Risiken frühzeitig identifiziert, bewertet und behandelt werden und dass neue oder geänderte Systeme, Prozesse und Dienstleistungen den Anforderungen des ISMS entsprechen. Dadurch wird verhindert, dass Projekte unbeabsichtigt Sicherheitslücken schaffen oder bestehende Schutzmaßnahmen unterlaufen.
Anforderungen und Maßnahmen
1. Integration von Informationssicherheit in Projektmethoden
Organisationen müssen sicherstellen, dass Informationssicherheit Bestandteil der eingesetzten Projektmanagementmethoden ist, zum Beispiel durch:
Berücksichtigung von Sicherheitsanforderungen in Projektleitlinien
Integration sicherheitsrelevanter Prüfungen in Projektphasen und Meilensteine
Festlegung von Sicherheitsaufgaben im Projektplan
Einbindung des ISMS in Projektfreigaben und -entscheidungen
So wird Informationssicherheit von Beginn an berücksichtigt.
2. Identifikation sicherheitsrelevanter Projekte
Nicht alle Projekte haben den gleichen Einfluss auf die Informationssicherheit. Daher müssen Projekte identifiziert werden, die besondere Sicherheitsanforderungen aufweisen, insbesondere solche mit:
Einführung oder Änderung von IT-Systemen oder Anwendungen
Verarbeitung sensibler oder personenbezogener Daten
Nutzung externer Dienstleister oder Cloud-Services
Auswirkungen auf kritische Geschäftsprozesse
Änderungen an Sicherheitsarchitekturen oder -konzepten
Diese Projekte erfordern eine erhöhte sicherheitsbezogene Aufmerksamkeit.
3. Risikobewertung im Projektkontext
Für sicherheitsrelevante Projekte muss eine angemessene Risikobewertung durchgeführt werden:
Bewertung von Bedrohungen, Schwachstellen und Auswirkungen
Berücksichtigung bestehender Sicherheitsmaßnahmen
Dokumentation der Risiken und ihrer Behandlung
Die Risikobewertung muss in das übergeordnete Risikomanagement integriert sein.
4. Definition und Umsetzung von Sicherheitsanforderungen
Auf Basis der Risikobewertung müssen Sicherheitsanforderungen festgelegt werden, unter anderem:
Anforderungen an Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit
Vorgaben zu Zugriffskontrollen, Authentifizierung und Berechtigungen
Anforderungen an Datenschutz und rechtliche Compliance
Vorgaben zu Logging, Monitoring und Notfallvorsorge
Anforderungen an sichere Entwicklung, Konfiguration und Betrieb
Diese Anforderungen müssen im Projekt verbindlich umgesetzt werden.
5. Einbindung relevanter Rollen und Fachbereiche
Informationssicherheit im Projektmanagement erfordert Zusammenarbeit:
Einbindung des ISMS oder ISB in sicherheitsrelevante Projekte
Abstimmung mit IT, Datenschutz, Compliance und Fachbereichen
Klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten im Projekt
Festlegung von Eskalationswegen bei sicherheitsrelevanten Themen
Dies stellt eine koordinierte Umsetzung sicher.
6. Überprüfung und Abnahme sicherheitsrelevanter Ergebnisse
Sicherheitsanforderungen müssen vor Projektabschluss überprüft werden:
Durchführung sicherheitsbezogener Prüfungen oder Reviews
Verifikation der Umsetzung definierter Sicherheitsmaßnahmen
Bewertung verbleibender Risiken
Dokumentierte Freigabe vor Übergang in den Betrieb
So wird sichergestellt, dass nur geprüfte Lösungen produktiv gehen.
7. Dokumentation und Nachvollziehbarkeit
Alle sicherheitsrelevanten Aspekte von Projekten müssen dokumentiert werden:
Sicherheitsanforderungen und -konzepte
Ergebnisse von Risikobewertungen
Nachweise über Prüfungen und Freigaben
Dokumentation von Abweichungen und Entscheidungen
Diese Dokumentation unterstützt Transparenz und Auditierbarkeit.
8. Berücksichtigung von Änderungen während des Projekts
Projekte unterliegen häufig Änderungen, die Auswirkungen auf die Sicherheit haben können:
Bewertung sicherheitsrelevanter Änderungen
Anpassung der Risikobewertung und Maßnahmen
Dokumentation von Änderungen und deren Auswirkungen
Sicherstellung, dass Sicherheitsanforderungen weiterhin erfüllt sind
Dies verhindert, dass Sicherheitsaspekte im Projektverlauf verloren gehen.
Zusammenfassung
A 5.8 fordert, dass Informationssicherheit systematisch in das Projektmanagement integriert wird. Durch frühzeitige Risikoanalysen, klare Sicherheitsanforderungen, abgestimmte Verantwortlichkeiten sowie regelmäßige Überprüfungen wird sichergestellt, dass Projekte keine neuen Sicherheitsrisiken schaffen. Das Control trägt wesentlich dazu bei, dass neue Systeme, Prozesse und Dienstleistungen sicher, compliant und im Einklang mit dem ISMS eingeführt werden.
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